Als die Stadtkapelle Eichstätt wegen der Corona-Pandemie ihr für Ende März geplantes Jahreskonzert absagen musste, war vielen nicht bewusst, wie lange die Pause für die Kapelle andauern sollte. Das gemeinsame Musizieren und die Auftritte mit dem Blasorchester rückten für die begeisterten Musiker und viele ihrer Kollegen in anderen Orchestern der Stadt in weite Ferne.

„Nach unserer letzten regulären Probe haben wir entschieden, unser Jahreskonzert aufgrund der Entwicklungen abzusagen“, erzählt Paul Nothaft, Vorsitzender der Stadtkapelle Eichstätt. „Das war dann auch unser letztes Treffen bis heute.“

Nun gibt es endlich wieder Gelegenheit zum Proben, wenn auch nur in kleiner Runde mit insgesamt neun Teilnehmern des Klarinettenregisters. Ein bisschen Land in Sicht für den Vorsitzenden der Stadtkapelle, die jetzt erstmals wieder zusammen gespielt hat. Der Weg dorthin war jedoch nicht immer leicht. Nach Wochen der Ungewissheit wurden Proben für Instrumentalgruppen mit höchstens zehn Personen, einschließlich des musikalischen Leiters, ab dem 8. Juni wieder erlaubt. Voraussetzung ist ein Mindestabstand von zwei Metern, bei Blasinstrumenten sogar von drei Metern zwischen allen Teilnehmern.

„Dass es solche Vorgaben geben wird, war uns durch die vorangegangenen Lockerungen in anderen Bereichen bewusst“, berichtet der Vorsitzende der Stadtkapelle. Es war schnell klar, dass es einen Start mit Kleingruppen geben wird.

Problematischer sollte sich jedoch die Suche nach einem geeigneten Probenraum darstellen. „Gruppenunterricht in Musikschulen war bis Anfang dieser Woche nicht erlaubt, weshalb wir uns auf die Suche nach alternativen Räumlichkeiten machen mussten“, sagt Markus Julius Beck, der musikalische Leiter der Stadtkapelle. Hierfür haben sie sämtliche heiße Drähte genutzt und nach einem Probenraum gesucht. Dieses Problem hat sich dann überraschend und sehr kurzfristig gelöst: Nur eine Woche nach Bekanntgabe der Regelungen wurden sie nachgebessert. Ensembleproben in Musikschulen sind seit dieser Woche erlaubt und die Räume am Sportplatz konnten kurzfristig nun doch genutzt werden. Auch die Beschränkung auf zehn Personen wurde wieder aufgehoben und der Mindestabstand für Bläser auf zwei Meter verkürzt. Wie in vielen anderen Bereichen fällt es schwer, den Überblick bei den Lockerungen zu behalten, wie auch die beiden Verantwortlichen der Stadtkapelle bestätigen, doch durch den Musikbund fühlten sie sich gut informiert.

Die Freude am Wiedersehen war den Musikerinnen des Klarinettenregisters dann schon anzusehen, auch wenn noch etwas Unsicherheit aufgrund der einzuhaltenden Regeln herrschte. „Es ist allein schön, die Gesichter wieder zu sehen“, bestätigt Markus Beck. Die Resonanz auf den Probenbeginn war bisher durchwegs positiv, wie der musikalische Leiter berichtet. „Manche Musiker haben schon mit den Hufen gescharrt, doch es wird sicher auch Leute geben, die nicht sofort wieder kommen.“ Diese Sorge treibt auch den Vereinsvorsitzenden um. „Wir müssen als Verein schon aufpassen, dass uns die Musiker nicht abspringen. Die Gefahr bei einer solch langen Pause, vor allem bei den jungen Musikern, besteht“, so Nothaft.

Damit die Freude an der Musik auch in Zeiten der Beschränkungen nicht verloren geht, hatte sich der Verein zu Ostern digital etwas einfallen lassen: Die Stadtkapelle hat digitale Musikgrüße an die Eichstätter geschickt. Die von den Musikern einzeln aufgenommenen Videos wurden vom Vorsitzenden in mühevoller Arbeit in einen gemeinsamen musikalischen Ostergruß verwandelt.

Digital zu musizieren hat nun ein Ende, auch wenn es mit einigen Auflagen verbunden ist und noch viel Ungewissheit herrscht. „Mit Kleinbesetzungen kann ich schon arbeiten, jedoch ist planen für die Zukunft nicht wirklich möglich“, so Beck. Von den eigentlich zahlreichen Auftritten der Stadtkapelle sind nicht viele übrig geblieben. „Altstadtfest, Serenade und Volksfest sind bereits abgesagt, einzig unser Kirchenkonzert im Oktober ist noch nicht gestrichen“, teilt Nothaft mit. Ob dies dann tatsächlich stattfinden kann – und in welcher Größenordnung -, steht noch in den Sternen.

„Normalerweise plane ich so ein Konzert mit einem halben Jahr Vorlauf“, so der musikalische Leiter Beck. „Eine neue Normalität, von der derzeit überall die Rede ist, gibt es für mich somit nicht.“ Es ist nämlich weiterhin offen, wie die Stadtkapelle ihren allgemeinen Probenbetrieb wieder aufnehmen kann.

Ein Wiederanfang ist zumindest teilweise gemacht – ein erster Schritt in die Normalität der Musiker in Laienorchestern.

Bericht: Kerstin Kleinhans