„Lebensfreude pur“ – nicht nur ein Stück der Stadtkapelle Eichstätt

Die Serenade im Garten der ehem. Dompropstei

Strahlend blauer Himmel, Früchte tragende Apfelbäume, fröhliche Gesichter – beim Konzert der Stadtkapelle Eichstätt am Sonntag, 17.07.22 stimmte einfach alles.

Der große Garten der ehemaligen Dompropstei bot ein passendes Ambiente für die kleinen und großen Mitglieder der Stadtkapelle und ca. 250 Besucher. Die Mauern halten den Klang, sodass sich die Musikanten selbst hören können, und bieten zusammen mit den Bäumen und Sträuchern einen natürlichen Schatten. Zusätzlicher Schutz vor der starken Sonne war durch weiße Sonnenschirme gewährleistet, die die Dompfarrei dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hatte. Abkühlung in flüssiger Form konnte man sich am Getränkestand holen, der für jeden Geschmack etwas anbot.

So konnten sowohl Senioren wie auch Familien mit Kleinkindern oder ganze Freundeskreise, auf Holzbänken und Stühlen im Grünen sitzend, trotz des sehr warmen Wetters eineinhalb Stunden dem bunten Programm aller Formationen der Stadtkapelle lauschen.

Nach dem Entree „Allemande“, das von den Turmbläsern unter der Leitung von Herbert Hammerer dargeboten wurde, begrüßte der erste Vorstand Paul Nothaft die Anwesenden, wobei er besonders den Ehrenpräsidenten Albert Weindl willkommen hieß, und umriss mit kurzen Worten das Programm.

Den Beginn gestalteten die 17 „Blechkids“ mit einem Mix aus traditionellem Liedgut und poppigen Klängen. Obwohl die Kinder und Jugendlichen in der prallen Sonne standen und der Wind dem Schlagzeuger schon mal ein Notenblatt entführte, war den Gesichtern hohe Aufmerksamkeit anzusehen, wie Dirigentin Antonia Schneider die Einsätze zu verstehen gab, was vor allem bei den „Brunnenvariationen“ von Bedeutung war. Der schwungvolle Sound bei „Playing together, so much better“ und der temperamentvolle „Majestic March“ sorgten, wohin man auch blickte, für wippende Füße und nickende Köpfe. Der große Applaus freute die Kinder sichtlich, war dies doch ihr erster Konzertauftritt nach dem Altstadtfest, und das nach einer extrem kurzen Probenzeit seit Februar. Diesen Umstand hob der Leiter der Stadtkapelle, Markus Julius Beck, in seiner Moderation ganz besonders hervor, um den großen Einsatz aller Beteiligten zu loben.

Ebenso unterhaltsam und kurzweilig war der Beitrag der vier Mädchen und drei Buben von der Gruppe „Zamperlblosn“ mit ihren Stücken „A little Mozart Suite“ und „O-bla-di, o-bla-da“ von den Beatles. Sehr stark brachten die vier Querflöten die Melodie zu Gehör, während das das Tenorhorn klare Akzente zu setzen hatte. Die Spielfreude der Musizierenden und des Dirigenten Florian Kriner übertrug sich sichtbar auf das Publikum.

Den nächsten Block mit fünf völlig unterschiedlichen Musikstücken präsentierte die 30-köpfige Jugendkapelle unter Sebastian Golder. Dabei zeigten die jungen Leute, dass sie eher Modernes (z.B. „Enjoy the music“ von Markus Götz) genauso umsetzen können wie Traditionelles („Schottisch 1“ von Rudolf Koller aus Böhmfeld, arrangiert von Dominik Harrer). Für den Marsch „Der lustige Winzer“ gab Markus Julius Beck gleich noch eine humorige Interpretationshilfe dazu, denn man könne heraushören, dass da jemand wohl „den einen oder anderen Schluck zu viel getrunken“ habe. Die Zuhörer quittierten diesen Ohrenschmaus mit einem herzlichen Applaus.

In diesen Darbietungen eingebettet war die Verleihung der Musikerleistungsabzeichen. Jeweils ein D1 (Bronze) – Abzeichen ging an Veronika Buchberger, Theresa Rehm und Theresa Eichiner. Manuel Beck erhielt das D2 (Silber) -Abzeichen. Der Moderator bezeichnete es als „nicht selbstverständlich, sich weiterzubilden“, zumal die Prüfungen online stattfanden. Umso glücklicher nahmen die Jugendlichen ihre Auszeichnung in Empfang.

Den Höhepunkt bildete die „Stabübergabe“ im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einem kurzen Rückblick und großem Dank verabschiedete Paul Nothaft den bisherigen Dirigenten der Jugendkapelle, der nach 11 Jahren auf eigenen Wunsch ausscheidet. Mit bewegter Miene bedankte sich auch Sebastian Golder für die „ereignisreiche Zeit“ und überreichte seinen Dirigentenstab Florian Kriner, der nach eigenen Worten weiterführen möchte, was sein Vorgänger aufgebaut hat, und sich auf seine neue Tätigkeit freut. Auch Markus Julius Beck wünschte den Dirigenten alles Gute für die Zukunft.

Aber noch ein letztes Mal war es an Sebastian Golder, den Taktstock zu schwingen. In großer Besetzung – Jugendkapelle und Stadtkapelle musizierten zusammen – erklang der „Kaiserjäger“, ein Lieblingsstück, das mit vielen schönen Erinnerungen an vergangene Erfolge verknüpft ist. Die Intensität dieses Moments, die Schnittmenge von Abschied und Neubeginn, zeigte sich nicht nur im Zusammenspiel des 14-jährigen Trompeters mit einem über 60-jährigen Baritonhornbläser. Jeder gab alles, um das volle Potenzial dieses vielschichtigen und dynamischen Marsches zum Klingen zu bringen. Bei der letzten Verbeugung empfand wohl auch das Publikum Gefühle von Dankbarkeit und Stolz, wie man an Jubelrufen aus den hinteren Reihen hören konnte.

Der Part der 40 Musikanten der Stadtkapelle bildete den letzten Teil des Konzerts. Insgesamt sieben traditionelle Stücke wie der Marsch „König Ludwig“ oder die Polka „Blumengrüße“ waren zu hören. Kinder schunkelten gemütlich im Gras, heitere Ruhe breitete sich unter den Zuschauern aus und sogar ein Schmetterling schien seine Flügel im Takt zu schlagen. Nicht umsonst lautete einer der Titel „Lebensfreude pur“.

„Bis bald, auf Wiedersehen“ hieß es nun nicht nur musikalisch mit einer Polka, sondern auch mit Worten des endgültigen Abschieds für Sebastian Golder. Paul Nothaft ließ bedeutende Stationen Revue passieren und bedankte sich herzlich für das Geleistete. Für den passionierten Kaffeetrinker gab es einen Becher „to go“, einen Gutschein für einen Grillkurs, dazu ein großes Foto mit den Unterschriften „seiner Leute“. Das deutlichste Zeichen der Verbundenheit dürfte jedoch die Weste für die Auftritte sein, die Sebastian Golder behalten darf. Ein lauter, lang anhaltender Applaus zeigte dem Scheidenden ebenfalls die Wertschätzung für sein starkes Engagement.

Am Ende bedankte sich der erste Vorstand bei allen, die zum Gelingen des Konzerts beigetragen hatten: In erster Linie seien das die Musikanten und Dirigenten, dazu die zahlreichen Besucher und alle Helfer. Besonderer Dank gelte den Eltern des musikalischen Nachwuchses. Nicht zu vergessen seien die Diözese, die den Innenhof zu Verfügung gestellt hatte, und Kinobetreiber Ralf Feigl, der seine Stühle ausgeliehen hatte. Den Sponsoren, Kelz, Schöpfel und Thomas Hirsch, gebühre eine extra Dankeschön.

Mit einem Hinweis auf die nächsten Termine (Volksfest im September, Kirchenkonzert im Oktober), die auch auf der Homepage des Vereins nachzulesen sind, sagte Nothaft ein „Vergelt’s Gott“ für die Spenden und wünschte alles Gute.

Dieser Rede schloss sich Markus Julius Beck an, der seinerseits dem Vorstand seinen Respekt zollte und auf dessen unermüdliche Bereitschaft verwies.

Zum Ausklang des Konzerts erschallte der „Bayerische Defiliermarsch“, gefolgt von zwei leiseren Zugaben, „Guten Abend, gute Nacht“ und „Gebet für die Ukraine“. Für den Choral, der häufig bei Staatsanlässen in der Ukraine gespielt wird, kam eine Bassklarinette zum Einsatz, die die getragene Stimmung des Stückes unterstrich. Mit diesem letzten Stück wolle er an das Thema erinnern, aber nicht ein politisches Statement abgeben, so der Moderator. Damit wurden die Konzertbesucher in einen friedlichen und fröhlichen Sommerabend entlassen.

Bericht/Fotos: Gudrun Beck

Fotos: Birgit Schmidmeier