Mit über 60 Musikerinnen und Musikern und einem breit gefächerten Repertoire überzeugte die Stadtkapelle unter dem Dirigat von Markus Julius Beck. Foto: Kleinhans
Ein Blumenstrauß findet einfach immer die richtigen Worte – für jeden Anlass. Doch nicht nur Blumen, auch die Musik spricht eine ganz eigene Sprache. So bot die Stadtkapelle – wie es Oberbürgermeister Josef Grienberger als Moderator des Abends formulierte – in ihrem Jahreskonzert einen bunten Strauß an Melodien und zauberte den Frühling in die Turnhalle in Rebdorf.
„Von leise und sanft bis rockig und laut, von historisch und traditionell bis modern und lustig, von feierlich bis locker“, kündigte Grienberger, der heuer erstmals die Moderation übernahm, das abwechslungsreiche Programm an. Und nicht nur hiermit, sondern auch mit manch anderer Ankündigung sollte er bei seiner stimmigen und humorvollen Premiere Recht behalten. Die Grundlage für den entstehenden Blumenstrauß an Melodien legte das Blechbläserensemble unter Leitung von Herbert Hammerer mit einem klangvollen Marsch, bevor die jüngsten Musiker die Bühne eroberten.
Südländisches Flair
Klare Akzente setzte im Anschluss die Stadtkapelle, welche in beeindruckender Stärke von über 60 Musikern die Bühne eroberte. Mit dem Werk „Festival Flourish“ boten sie einen abwechslungsreichen Auftakt mit einer Mischung aus massiven Bläserklängen und lyrischen Sequenzen. Neben einem ruhigeren Choral vermittelte die Stadtkapelle vor der Pause noch südländisches Flair.
Im „Spanischen Marsch“ von Johann Strauss wurde der spanische Touch vor allem durch die Klänge der Kastagnetten spürbar gemacht. Wie umfangreich der blühende Strauß an Melodien der Blasmusik sein kann, präsentierte die Stadtkapelle im zweiten Teil des Konzerts. Die Atmosphäre der antiken Stadt Pompeji fingen die Musiker im gleichnamigen Stück ein. Mit ruhigen Melodien beginnend steigerte das Ensemble die Intensität nach und nach, um die bevorstehende Katastrophe musikalisch darzustellen. Vom pulsierenden Leben der Stadt, dem Vulkanausbruch, einer Explosion bis zum Untergang der Stadt wurde das Stück zu einem ergreifenden Hörerlebnis, das von den knapp 600 Zuschauern zu Recht mit langanhaltendem Applaus belohnt wurde.
Wenn der Hund des Komponisten von der Leine kommt
Auch hier erkannte der Moderator zugleich Parallelen zur Bischofsstadt und prophezeite: „Falls bei uns mal ein ähnliches Szenario eintritt, wäre eine Rettung wie bei Attilus und Corelia, die sich in die Wasserleitungen der Stadt retten konnten, dank der hervorragenden Infrastruktur der Stadtwerke auch in Eichstätt problemlos möglich – im Abwasserkanal.“ Den Moment, in dem der Hund des Komponisten von der Leine kommt und losrennt, beschrieb das Stück „Paulus Primus“. Hier gelang es der Stadtkapelle, schwungvoll die ungezügelte Neugier und die gewonnene Freiheit des Hundes durch tänzerisches Spiel spürbar zu machen.
Eine selten gehörte Kombination brachte man im Stück „Full Option“ zu Gehör. Zu einem waghalsigen Exkurs, der so Dirigent Markus Julius Beck, vorab einiges an Überzeugung für die Musiker bedurfte, hatte sich die Stadtkapelle einen Solisten an der E-Gitarre eingeladen. Mit seinem versierten Gitarrensolo, das viel Raum für Interpretation bot, schuf Maximilian Reb eine rockige Klangkulisse. Diese doch seltene Symbiose von Blasmusik mit E-Gitarre, souverän dirigiert von Beck, zeugte von der Vielfalt des Abends und fand großen Anklang im Publikum.
Mit „Disney at the Movies“ gab die Stadtkapelle am Ende traditionell einen Ohrwurm mit auf dem Nachhauseweg. Im Medley fanden sich zwölf verschiedene Disneyfilme in einem Werk vereint. Musikalisch wurden Arielle, Aladin und Pocahontas zum Leben erweckt und ließen bei so manchem Zuhörer dann auch den Film in Erinnerung ablaufen. Damit vollendete die Stadtkapelle ihr Blumengebinde, zusammengehalten von der souverän agierenden Bindstelle in Person des Stadtkapellmeisters Julius Markus Beck, und machte deutlich, dass Musik – wie auch Blumen – eine ganz eigene Sprache spricht.
„Stadtseppa“ beim Drachenzähmen
Die Blechkids begeisterten mit ihrem Dirigenten Harald Eckert mit einer großen Bandbreite an Liedern. Mit einem eigens verfassten Arrangement des „Böhmischen Traums“ der „Blasmusikhymne“, wie sie Grienberger ankündigte, faszinierten die jungen Musiker das Publikum. Dass sie nicht nur ihre Instrumente beherrschen, sondern auch den Gesang, zeigten sie dann im Lied „Sepp Depp Hennadreck“ der Biermösl Blosn. Die aufgeworfene Frage Grienbergers, ob das aufgrund seines in manchen Kreisen kursierenden Spitznamens „Stadtseppa“ ins Programm aufgenommen wurde, blieb jedoch unbeantwortet. Die Jugendstadtkapelle brachte nach einem schwungvollen Marsch mit ihrem präzise und sauber vorgetragenen Stück „How to train your Dragon“ aus dem Erfolgsfilm „Drachenzähmen leicht gemacht“ den Zuhörern eine Anleitung für Drachentraining dar, das Grienberger zugleich auf die Kommunalpolitik in der Stadt bezog. „Das hat ja manchmal so einiges mit Drachenzähmen zu tun“, meint er augenzwinkernd. Diese ende jedoch, passend zum nächsten Stück, der „Kuschelpolka“, meist versöhnlich.
Bericht / Fotos: Kerstin Kleinhans