Ein “Ständchen für Eichstätt” brachte am Dienstagabend den barocken Garten des Bischöflichen Ordinariats in der Luitpoldstraße zum Klingen. Die knapp 200 Besucher haben die Klänge ihrer heimischen Stadtkapelle sichtlich genossen.

Verkehrte Welt – auch in Eichstätt: Normalerweise freut man sich als Konzertveranstalter, wenn ein Konzert ausverkauft ist und die Schlange am Eintritt lang ist. In Corona-Zeiten ist das freilich anders: Hier kann man froh sein, wenn tatsächlich ein Konzert stattfindet und nicht zu viele Besucher kommen. So war der Vorsitzende der Stadtkapelle, Paul Nothaft, doch etwas angespannt, als die ersten Besucher im Garten der ehemaligen Dompropstei eintrafen. “Damit nicht zu viele Besucher kommen, haben wir auf unserer Homepage eine Online-Anmeldung eingerichtet”, so der Vorsitzende. Mit knapp zehn Minuten Verspätung hob Sebastian Golder, musikalischer Leiter der Jugendstadtkapelle, den Dirigentenstab und gab den Einsatz für den “Giesinger Marsch”, das erste Stück im abwechslungsreichen Programm.

An ihrer Freude zu musizieren wollten die Musikanten nun auch andere teilhaben lassen, wie Nothaft in seiner Begrüßung betonte. “Da uns klar war, dass wir die Serenade am Marktplatz in der gewohnten Form nicht abhalten können, kam uns irgendwann der Gedanke, einem kleineren Publikum unsere Musik darzubieten. ” Ein Ständchen, bekannt als kleines Musikstück, das die Vortragenden meist einem einzelnen Zuhörer aus besonderem Anlass darbringen, um ihn zum Beispiel zu ehren oder ihm eine Freude zu machen, war die Idee. “Mit unserem Ständchen für Eichstätt wollen wir ganz besonders alle neuen Mandatsträger nach den Kommunalwahlen in der Stadt grüßen”, so Nothaft. Groß war deshalb die Freude unter den Verantwortlichen, dass der neu gewählte Landrat Alexander Anetsberger und die Dritte Bürgermeisterin der Stadt Eichstätt Martina Edl unter den Besuchern weilten.

Mit dem “Sommernight Rock” zeigte die Jugend des Vereins, dass es in der Blasmusik auch etwas moderner zugehen kann. Bevor die Stadtkapelle unter Leitung von Markus Julius Beck erstmals ihre Instrumente erklingen ließ, ergriff Ehrendirigent Gerhard Julius Beck das Wort. Als “Blechplauderer” lockerte er das kurzweilige Programm mit Eichstätter G’schichtn aus seinem erst kürzlich erschienenen Buch auf. Mit seinem Gedicht “Vo früas”, mit heute großteils ausgestorbenen Begriffen aus dem Eichstätter Dialekt, sorgte er für Erheiterung.

Einen schwungvollen Auftakt bot anschließend die Stadtkapelle mit dem Stück “Marsch der Stadtkapelle Eichstätt”. Dieser, so erläuterte Dirigent Beck anschließend, stammt ursprünglich aus der Feder von Gerald Hauck. “Der Marsch des Heimatkomponisten, der als Lehrer in Titting und Akkordeonlehrer an der Musikschule tätig gewesen ist, war leider etwas unleserlich geschrieben, weshalb unser Freund und Kreisheimatpfleger Dominik Harrer diesen für uns neu arrangierte”, so Beck. Ergänzt mit neuen Stimmen sollte das Stück erstmals beim der Pandemie zum Opfer gefallenen Jahreskonzert aufgeführt werden. Nun durften die Besucher im rückwärtig an die ehemalige Dompropstei angrenzenden Barockgarten der Uraufführung des Stückes lauschen.

Weiter ging es mit dem Walzer Tranquillo des jungen österreichischen Musikers und Komponisten Martin Scharnagl. Mit einem weiteren Stück des Leiters der Blechbläserformation “Viera Blech”, der konzertanten Polka “Ehrenwert”, brachte die Stadtkapelle die Verbindung der klassischen Musik mit der traditionellen Blasmusik zum Ausdruck.

Beim anschließend aufgeführten “Kaiserjägermarsch” musizierten die Jugendstadtkapelle und Stadtkapelle erstmals als Gemeinschaftschor. Mit böhmischen Klängen mischte sich die noch warme Sommerluft in der Luitpoldstraße dann bei den ebenfalls gemeinschaftlich dargebotenen Stücken “Kannst du Knödel kochen” und der “Böhmischen Liebe”. Besonderer Dank in den abschließenden Worten des Vereinsvorsitzenden Paul Nothaft galt Josef Strobel, der dem Verein die Räumlichkeiten in der Hofmühlstraße als aktuellen Probenraum überlässt. Den Reigen des Ständchens schlossen “Die Gedanken sind frei” und “Ade zur guten Nacht”. “Trotz der schwierigen Voraussetzungen durch die einzuhaltenden Abstände zwischen den Musikern und der Tatsache, dass wir die Stücke für den Gemeinschaftschor eigentlich nie miteinander proben konnten, hat das heute wirklich gut geklappt”, so das abschließende Fazit von Markus Julius Beck.

Bevor sich alle Spieler mit dem “Musikantengruß”, den über die Köpfe gehobenen Instrumenten, verabschiedeten, erhoben sich die Besucher noch zu den Klängen der Bayernhymne.

 

Bericht: Kerstin Kleinhans